Die parallele Installation von Linux und Windows auf einem PC (Dualboot)
(Distribution: Linux Mint 22)
Die Installation einer Linux-Distribution wie z. B. Linux Mint ist nicht aufwendiger als die Installation von Windows: Sicherungskopien der persönlichen Dateien anfertigen, Festplatte vorbereiten, neues Betriebssystem installieren und konfigurieren, Software installieren, persönliche Dateien wieder auf die Festplatte kopieren. Fertig.
In vielen Fällen werden Umsteiger gerne ihr altes Betriebssystem zunächst ebenfalls nutzen wollen, sei es, um bei eventuell auftretenden Schwierigkeiten mit gewohnten Werkzeugen arbeiten zu können, oder weil bestimmte Programme nur für die alte Plattform zur Verfügung stehen. Wer also mehr als ein Betriebssystem nutzen möchte (Stichwort: Multi-Boot-System), wird in der Regel seine Festplatte partitionieren müssen; ein Vorgang, der nicht unbedingt zum Grundwissen eines normalen Anwenders gehört. Daher soll hier detailliert beschrieben werden, wie man seinen Rechner für die Installation mehrerer Betriebssysteme vorbereiten kann.
Die Aufteilung der Festplatte richtet sich natürlich nach den individuellen Notwendigkeiten und Vorlieben des Benutzers, daher beschreibt diese Anleitung hier nur eine von vielen Möglichkeiten. In dem hier beschriebenen Fall wird die vorhandene Windows-Partition verkleinert und zwei neue Partitionen für Linux eingerichtet. Wer seine Festplatte anders aufteilen möchte, kann auch weitere Partitionen einrichten oder z. B. für eine Partition eine andere Größe wählen.
Bei dem hier beschriebenen Verfahren wird davon ausgegangen, dass die Festplatte des Benutzers entsprechend der Standardinstallation von Windows 11 partitioniert ist. Die Installation neben anderen Windows-Versionen sollte aber ähnlich funktionieren.
Warum Linux Mint?
Für Neulinge in der Linux-Welt macht die nahezu unüberschaubare Auswahl an Distributionen die Entscheidung nicht unbedingt einfach. Ich hatte meinen Einstieg in die Linux-Welt im Jahr 2006 mit Ubuntu, dessen Verdienst damals wohl vor allem darin bestand, eine der wenigen Distributionen gewesen zu sein, die auch für Normalanwender vergleichsweise einfach zu installieren war. Dadurch konnte eine sehr starke Nutzergemeinschaft entstehen, die ihrerseits dazu beigetragen hat, dass Ubuntu noch stabiler und attraktiver wurde. Leider hat es dann 2011 mit der Einführung des Unity-Desktops bei Ubuntu einen Kurswechsel in Richtung eines von Mobilgeräten inspirierten Bedienkonzeptes gegeben. Diese Neuausrichtung ging mit der Entfernung von Komponenten einher, die für „Normalanwender“ als zu kompliziert erachtet wurden, wodurch Ubuntu als Desktop-Betriebssystem für anspruchsvollere Arbeiten für mich inzwischen nicht mehr praktikabel geworden war. In eine ähnliche Richtung hatte sich in dieser Zeit auch die bislang von Ubuntu verwendete Desktop-Umgebung Gnome entwickelt, deren Streben nach Minimalismus in meiner Wahrnehmung mittlerweile weit über das Ziel hinausgeschossen ist, wodurch auch andere Distributionen, die auf Gnome setzten, für mich als Alternative nicht mehr infrage kamen. Ubuntu ist dann leider auch aus Datenschutzperspektive in die Kritik geraten (s. Wikipedia). Mittlerweile hat Ubuntu die Entwicklung von Unity eingestellt und verwendet die Gnome Shell als Desktop-Umgebung.
Ich habe mich dann für Linux Mint entschieden, da diese Distribution praktisch das Konzept von Ubuntu vor 2011 fortgesetzt hat, mit dem Cinnamon-Desktop inzwischen aber eine gute Balance zwischen dem alten Gnome 2 und der heutigen Gnome Shell gefunden hat. Die Umstellung war daher nicht sonderlich groß. Ich schätze an Linux Mint vor allem folgende Eigenschaften:
- das Betriebssystem ist Freie Software (mit wenigen Ausnahmen)
- es verwendet als Codebasis Ubuntu, das auf Debian beruht
- APT als Paketmanager
- Cinnamon als Desktop-Umgebung
- kein Nischenprodukt, profitiert von der großen Entwickler- und Nutzergemeinde von Debian und Ubuntu
Eine Auswahl weiterer relevanter Distributionen findet man in der Distro-Übersicht.
Was braucht man für die Installation?
Bevor man sich an die Installation macht, benötigt man folgende Hilfsmittel:
- Linux Mint ISO-Abbild-Datei
- Programm für die Überprüfung von SHA-256-Prüfsummen
- USB-Speichermedium mit mind. 4 GB Kapazität oder alternativ DVD-Brenner und Brennprogramm
- Massenspeicher für die Datensicherung (z. B. externe Festplatte)
Schritt 1: Datensicherung
Da bei der Partitionierung/Formatierung der Festplatte alle bisherigen Daten verloren gehen, müssen die persönlichen Dateien zunächst gesichert werden. Dazu bietet sich eine zweite (z. B. externe) Festplatte an. Die Datensicherung auf CD/DVD oder USB-Stick ist zwar auch möglich, jedoch verfügen diese Medien in der Regel nicht über ausreichend Speicherkapazität für die zu sichernde Datenmenge. Achtung: Gerne werden bei einem Backup persönliche Daten wie die Lesezeichen des Webbrowsers oder das Adressbuch des E-Mail-Programms vergessen.
Auch andere Programme können die Möglichkeit anbieten, persönliche Einstellungen in eine Datei zu exportieren, die man nach neuer Installation der Anwendung wieder importieren kann. Bei Programmen, für die sowohl Linux- wie auch Windows-Versionen existieren (z. B. Mozilla Firefox und Thunderbird), ist es in der Regel möglich, die persönlichen Einstellungen der Windows-Programme so später auch unter Linux zu verwenden.
Schritt 2: Linux ISO-Abbild besorgen
Linux Mint 22.1 erfolgt
voraussichtlich im Januar 2025.
Für Linux Mint werden verschiedene Varianten angeboten, die sich in einer Reihe von Merkmalen unterscheiden. Vor dem Download der entsprechenden Image-Datei muss man daher zunächst entscheiden, welche Variante den eigenen Erfordernissen am ehesten entspricht.
Linux Mint oder LMDE?
Die „normale“ Standard-Edition von Linux Mint basiert auf der jeweils aktuellen Ubuntu-Veröffentlichung mit Langzeitunterstützung (LTS = long term support). Ubuntu basiert seinerseits auf Debian unstable. Bei der Standard-Edition kann man zwischen drei verschiedenen Desktop-Umgebungen wählen und Personal Package Archives (PPA) von Ubuntu werden unterstützt. Seit Version 20 werden nur noch 64-Bit-Prozessoren unterstützt. Regelmäßig alle zwei Jahre erscheint eine neue Hauptversion von Linux Mint (z. B. 20, 21, 22, …), die fünf Jahre lang mit Aktualisierungen versorgt wird. Alle sechs Monate erscheinen Nebenversionen (z. B. 22.1, 22.2, 22.3), die auch nur bis zum Ende der Unterstützung der Hauptversion mit Aktualisierungen versorgt werden.
Für den Fall, dass Ubuntu als Basis eines Tages nicht mehr zur Verfügung stehen sollte oder aus anderen Gründen nicht mehr praktikabel sein mag, wird parallel das Projekt LMDE (Linux Mint Debian Edition) gepflegt, das direkt auf Debian stable basiert und daher keine Ubuntu-Quellen verwendet. LMDE steht nur in der Cinnamon-Variante zur Verfügung und unterstützt keine PPAs. Dafür unterstützt LMDE neben 64-Bit-Prozessoren auch ältere 32-Bit-Prozessoren.
Die Unterschiede zwischen Linux Mint und LMDE im Überblick:
Linux Mint 22 | LMDE 6 | |
---|---|---|
Basis | Ubuntu 24.04 Noble Numbat |
Debian 12 Bookworm |
Linux-Kernel | 6.8 | 6.1 |
Desktop: Cinnamon | ||
Desktop: Mate | ||
Desktop: Xfce | ||
Prozessor: 64 Bit | ||
Prozessor: 32 Bit | ||
PPAs |
Welche Desktop-Umgebung?
Linux Mint wird mit drei verschiedenen Desktop-Umgebungen angeboten, nämlich Cinnamon (Fork der Gnome Shell), Mate (Fork von Gnome 2) sowie Xfce. Andere Desktop-Umgebungen können aber auch nachträglich installiert werden. Für LMDE existiert lediglich eine Cinnamon-Variante. Neben ästhetischen Vorlieben und den mitgelieferten Systemprogrammen spielen vor allem bei älteren Rechnern die Hardware-Anforderungen der einzelnen Desktop-Umgebungen eine Rolle bei deren Wahl. Vereinfacht kann man sagen, dass Mate eine leistungsfähigere Hardware benötigt als Xfce, aber eine weniger starke als Cinnamon. Funktional unterscheiden sich die Desktop-Umgebungen wenig. Allerdings ist zu beachten, dass einige Anwendungen nur für bestimmte Umgebungen vorliegen, wie beispielsweise der Grafik-Editor Krita oder der Video-Editor Kdenlive, für die eine große Menge an Paket-Abhängigkeiten der Desktop-Umgebung KDE Plasma nachinstalliert werden muss.
Für extrem neue Hardware, auf der die gewöhnlichen Veröffentlichungen von Linux Mint Probleme bereiten, existiert außerdem die Variante Cinnamon Edge mit aktuellerem Kernel.
Linux Mint sowie LMDE stellen folgende Mindestanforderungen an die verwendete Hardware:
- 2 GB Arbeitsspeicher (4 GB empfohlen)
- 20 GB Festplattenspeicher (ohne eigene Daten)
- 1024 × 768 Pixel Bildschirmauflösung
Die Image-Datei, d. h. das Abbild des Installationsmediums in einer einzigen ISO-Datei, erhält man kostenlos z. B. über die Website linuxmint.com. Das Image ist ca. 2,9 GB groß, weshalb der Download je nach Bandbreite durchaus eine Weile dauern kann. Auf der angegebenen Seite kann man nun die gewünschte Variante auswählen und dann das Image herunterladen. Die verschiedenen Varianten können auch direkt hier herunterladen werden:
Veröffentlicht am 22. Juli 2024 Updates bis April 2029 |
Desktop-Umgebung:
Prozessor:
SHA-256-Prüfsumme (Quelle): |
---|---|
Veröffentlicht am 22. September 2023 |
Linux Mint mit einer Spende unterstützen
Schritt 3: Digitale Signatur und Prüfsumme prüfen
Um zu überprüfen, ob der Download wirklich aus der angenommenen Quelle stammt, wird nun zunächst die digitale Signatur der angebotenen Prüfsummendatei überprüft. Dazu wird der öffentliche Schlüssel von Linux Mint benötigt, der mit dem Programm GNU Privacy Guard (GnuPG) mit der Signaturdatei verglichen wird.
Anschließend kann die SHA-256-Prüfsumme mit dem Download verglichen werden, um sicherzustellen, dass das heruntergeladene ISO-Abbild nicht manipuliert wurde.
Offizielle Informationen: Linux Mint Installationsanleitung
unter Windows
Zunächst lädt man sich GnuPG von der Website herunter (Simple installer for the current GnuPG) und installiert es.
Dann lädt man sich die Prüfsummendatei sowie die dazugehörige Signaturdatei herunter.
Für : sha256sum.txt und sha256sum.txt.gpg
(Wird die Datei sha256sum.txt nicht heruntergeladen, sondern im Browser angezeigt, kann sie mit Strg+S in den Download-Ordner gespeichert werden.)
Mit der Tastenkombination +R öffnet man die Eingabeaufforderung und gibt dort den Befehl cmd
bzw. powershell
ein. Es wird das Terminal geöffnet.
Folgender Befehl importiert nun den öffentlichen Schlüssel von Linux Mint:
gpg --keyserver hkps://keyserver.ubuntu.com:443 --recv-key 27DEB15644C6B3CF3BD7D291300F846BA25BAE09
Die Ausgabe sollte dann ungefähr so aussehen:
gpg: C:\\Users\\loewenherz\\AppData\\Roaming\\gnupg\\trustdb.gpg: trust-db erzeugt
gpg: Schlüssel 300F846BA25BAE09: Öffentlicher Schlüssel "Linux Mint ISO Signing Key <root@linuxmint.com>" importiert
gpg: Anzahl insgesamt bearbeiteter Schlüssel: 1
gpg: importiert: 1
Mit cd Downloads
wechselt man jetzt in den Download-Ordner.
Folgender Befehl prüft nun die Signatur:
gpg --verify sha256sum.txt.gpg sha256sum.txt
Die Ausgabe sollte folgendermaßen aussehen, wenn die Prüfsummendatei eine korrekte Signatur aufweist. Entscheidend ist die dritte Zeile:
Korrekte Signatur von "Linux Mint ISO Signing Key <root@linuxmint.com>"
gpg: Signatur vom 01/18/24 11:39:59 Mitteleuropäische Zeit
gpg: mittels RSA-Schlüssel 27DEB15644C6B3CF3BD7D291300F846BA25BAE09
gpg: Korrekte Signatur von "Linux Mint ISO Signing Key <root@linuxmint.com>" [unbekannt]
gpg: WARNUNG: Dieser Schlüssel trägt keine vertrauenswürdige Signatur!
gpg: Es gibt keinen Hinweis, daß die Signatur wirklich dem vorgeblichen Besitzer gehört.
Haupt-Fingerabdruck = 27DE B156 44C6 B3CF 3BD7 D291 300F 846B A25B AE09
Prüfsumme mit dem Download vergleichen
Jetzt gibt man folgenden Befehl ein (der Pfad zur ISO-Datei muss bei Bedarf angepasst werden):
Get-FileHash
Nach einer Weile erscheint der berechnete Hashwert, den man mit dem entsprechenden Wert aus der Prüfsummendatei oder unter dem Download-Button oben vergleicht. Stimmen die Werte überein, kann man mit dem nächsten Schritt fortfahren, ansonsten ist der Download fehlerhaft und muss wiederholt werden.
unter Linux Mint (obsolet)
Unter Linux kann der Download einfach über das Terminal abgewickelt werden. Dazu wählt man zunächst einen regionalen Spiegelserver, auf dem die ISO-Abbilder der Live-Systeme verfügbar sind. Eine Liste mit den Spiegelservern findet man bei linuxmint.com. Ein solcher Spiegelserver in Deutschland (Göttingen) ist beispielsweise der folgende, der hier in dieser Anleitung verwendet wird:
https://ftp5.gwdg.de/pub/linux/debian/mint/
Dort lädt man sich zunächst die Liste mit den SHA-256 Prüfsummen sowie die digitale Signatur dieser Datei herunter:
mirror=https://ftp5.gwdg.de/pub/linux/debian/mint/
wget ${mirror}sha256sum.txt ${mirror}sha256sum.txt.gpg
Um die Signatur prüfen zu können, wird noch der öffentliche Schlüssel benötigt (hier: Linux Mint ISO Signing Key):
gpg --keyserver keyserver.ubuntu.com --recv-key "27DE B156 44C6 B3CF 3BD7 D291 300F 846B A25B AE09"
oder
gpg --keyserver pgp.mit.edu --recv-key "27DE B156 44C6 B3CF 3BD7 D291 300F 846B A25B AE09"
Nun kann die Signatur der Prüfsummendatei geprüft werden:
gpg --verify sha256sum.txt.gpg sha256sum.txt
Die Ausgabe sollte folgendermaßen aussehen, wenn die Prüfsummendatei eine korrekte Signatur aufweist. Entscheidend ist die dritte Zeile:
Korrekte Signatur von "Linux Mint ISO Signing Key <root@linuxmint.com>"
Die Warnung darunter besagt lediglich, dass der Fingerabdruck des öffentlichen Schlüssels nicht verifiziert wurde (s. hier).
gpg: Signatur vom Fr 29 Jul 2022 13:26:29 CEST
gpg: mittels RSA-Schlüssel 27DEB15644C6B3CF3BD7D291300F846BA25BAE09
gpg: Korrekte Signatur von "Linux Mint ISO Signing Key <root@linuxmint.com>" [unbekannt]
gpg: WARNUNG: Dieser Schlüssel trägt keine vertrauenswürdige Signatur!
gpg: Es gibt keinen Hinweis, daß die Signatur wirklich dem vorgeblichen Besitzer gehört.
Haupt-Fingerabdruck = 27DE B156 44C6 B3CF 3BD7 D291 300F 846B A25B AE09
Als nächstes lädt man sich das ISO-Abbild herunter:
wget ${mirror}
Dann vergleicht man die Prüfsumme des heruntergeladenen ISO-Abbildes mit dem Inhalt der Datei sha256sum.txt:
sha256sum -c --ignore-missing sha256sum.txt
Das Ergebnis sollte hier lauten: : OK
Ansonsten muss der Download wiederholt werden.
Mit der so geprüften ISO-Datei lässt sich nun ein Installationsmedium erstellen.
Schritt 4: USB-Installationsmedium erstellen
Bei der Erstellung eines USB-Installationsmediums wird das gesamte Medium überschrieben, wobei eventuell bereits auf dem Medium vorhandene Daten verloren gehen!
unter Windows
Das ISO-Abbild für die Installation kann nun mit Hilfe des Tools balenaEtcher auf einen USB-Stick geflasht werden (Alternative: UNetbootin).
Nach dem Start des Programms klickt man auf die Option Flash from file und wählt dann das zuvor heruntergeladene ISO-Abbild aus (hier: ). Im nächsten Schritt muss der USB-Stick als Zielmedium gewählt werden. Nach Klick auf Flash! werden die Daten dann auf den USB-Stick geschrieben, was einige Minuten dauern kann.
Nach Abschluss dieses Vorgangs hat man einen fertigen Linux-Installations-Stick. Linux Mint lässt sich von diesem Stick bereits jetzt ohne Installation auf dem Rechner als Live-System starten und verwenden.
unter Linux Mint (einschließlich Prüfungen)
Unter Linux Mint öffnet man das Programm ► Zubehör ► USB-Abbilderstellung und wählt durch Klick auf den Button rechts neben ISO-Abbild die zuvor heruntergeladene Image-Datei aus. Darunter wählt man das gewünschte USB-Medium aus.
Das Programm kann auch gestartet werden, indem man im Dateimanager mit rechts auf die Image-Datei klickt und in dem erscheinenden Kontextmenü die Option Startfähigen USB-Stick erstellen wählt.
Nach einem Klick auf Schreiben wird das Image auf das USB-Medium geschrieben, was einige Minuten dauern kann.
Nun kann man noch prüfen, ob die ISO-Datei fehlerfrei auf das USB-Medium geflasht wurde. Dazu befindet sich im Wurzelverzeichnis des Mediums die Datei md5sum.txt, die für alle auf dem Medium gespeicherten Dateien die entsprechenden MD5-Prüfsummen enthält. Diese können folgendermaßen geprüft werden (der Platzhalter BENUTZER ist durch den eigenen Benutzernamen zu ersetzen):
cd "/media/BENUTZER/Linux Mint 21.3 Cinnamon 64-bit"
md5sum -c md5sum.txt
Die Datei ./casper/filesystem.squashfs ist vergleichsweise groß, weshalb die Prüfung hier recht lange dauert und man sich nicht irritieren lassen darf – der Rechner hat sich nicht aufgehängt! Werden hier keine Fehler gemeldet, kann das Medium verwendet werden, ansonsten ist das Flashen zu wiederholen.
Schritt 5: Festplatte vorbereiten
Vermutlich wird man die Windows-Partition verkleinern müssen, um Platz für die Linux-Installation zu schaffen. Dafür ist es sinnvoll, die Windows-Partition zunächst zu defragmentieren. Dazu öffnet man mit der Tastenkombination +E den Windows-Explorer und dort in der linken Spalte Dieser PC. Dann klickt man mit rechts auf das zu defragmentierende Laufwerk (in der Regel C:), wählt in dem Kontextmenü die Option Eigenschaften und dann in dem sich öffnenden Dialog das Tab Tools. Durch Klick auf den Button Optimieren im Abschnitt Laufwerk optimieren und defragmentieren wird die Defragmentierung gestartet.
Ebenso kann man hier das Laufwerk auf eventuelle Fehler prüfen.
Schritt 6: Linux testen
Man kann Linux Mint nun bereits testen, indem man den Rechner vom USB-Stick aus als Live-System bootet. Häufig wird am Anfang des Bootvorgangs eine Taste angeboten, über die das Boot-Medium direkt gewählt werden kann (Boot options). Ist dies nicht der Fall, muss das Boot-Medium im UEFI bzw. BIOS eingestellt werden. Dieses erreicht man auch über eine bestimmte Taste am Anfang des Bootvorgangs, die allerdings vom konkreten Rechnermodell abhängig ist. In der Regel ist das eine der Funktionstasten F1 bis F12.
Zu Beginn des Bootvorgangs erscheint das Bootmenü, in dem verschiedene Boot-Optionen angeboten werden. Hier wählt man Start Linux Mint. Es wird der Desktop geladen, über den man nun die mitgelieferten Standardanwendungen ausprobieren kann. Über den Desktop könnte man nun auch das Betriebssystem auf den eigenen Rechner installieren, allerdings fehlen noch ein paar Vorbereitungen.
Als erstes kann man die Sprache des Systems auf Deutsch umstellen. Dazu öffnet man mit der -Taste oder mit Klick auf das -Icon das Systemmenü und wählt dort über Preferences ► Languages die entsprechenden Einstellungen. Um diese zu aktivieren, muss man sich anschließend über ► neu anmelden (Option Log Out).
Anschließend wird man das Tastaturlayout anpassen müssen. Dazu ruft man über ► Einstellungen ► Tastatur den entsprechenden Dialog auf. Durch Wählen des Tabs Tastaturbelegungen sowie einen Klick auf den Button + kann man nun ein neues Layout hinzufügen. Hier wählt man beispielsweise Deutsch und bestätigt mit Klick auf Hinzufügen. In der Leiste am unteren rechten Bildschirmrand erscheint das Flaggensymbol für die englische Spracheinstellung. Durch Klick auf dieses Symbol kann die Einstellung dort auf Deutsch geändert werden.
Ist man mit dem Test zufrieden, kann es mit den Vorbereitungen für die Installation losgehen.
Schritt 7: Festplatte partitionieren
Vor diesem Schritt sollte die Sicherung der eigenen Dateien unbedingt abgeschlossen sein, da bei dem nun folgenden Vorgang alle Daten gelöscht werden (es sei denn, man behält eine Partition bei)!
Jetzt muss man die Festplatte partitionieren. Auf dem Live-System befindet sich dazu das Partitionierungs-Programm GParted. Um dieses Programm zu starten, klickt man in der Leiste unten links auf den -Button und wählt Systemverwaltung ► GParted.
Wenn bislang nur Windows 11 in der Standardinstallation vorhanden war, sollte die Oberfläche zunächst ungefähr so aussehen (die eigene Partitionierung kann von diesem Beispiel abweichen):
In der Übersicht sind in diesem Beispiel vier Partitionen zu sehen, bei denen Windows auf der Partition mit dem Dateinamen /dev/sda4 installiert ist. Diese Partition ist zu einem großen Teil ungenutzt und dieser freie Speicherplatz kann daher der Linux-Installation zur Verfügung gestellt werden, indem man diese Partition verkleinert. Dazu markiert man die Partition und wählt dann im Menü Partition ► Größe ändern/Verschieben.
Es muss hier lediglich die neue Größe dieser Partition angegeben werden, die mindestens den Wert des bereits belegten Speicherplatzes betragen muss. In diesem Beispiel sind das 50000 MiB. Die Größen der angrenzenden Bereiche werden automatisch berechnet. Wen die Einheiten MiB und GiB verwirren, der erfährt bei Wikipedia mehr.
Anschließend richtet man die Partitionen für die Linux-Installation ein. Dazu markiert man den zu partitionierenden, nicht zugeteilten Bereich und wählt im Menü Partition ► Neu. Daraufhin öffnet sich ein Dialog, in dem man jeweils die folgenden Werte eingibt (oder andere Werte nach den persönlichen Vorlieben).
Bei der hier gewählten Größe für die Root-Partition sda5 wird davon ausgegangen, dass diese in der Lage sein soll, zusätzlich zum Betriebssystem platzintensive System-Snapshots und Flatpak-Installationen aufzunehmen.
Partition | Erstellen als | Bezeichnung | Dateisystem | Neue Größe |
---|---|---|---|---|
/dev/sda5 | Primäre Partition | linux | ext4 | 30000 MiB |
/dev/sda6 | Primäre Partition | home | ext4 | (restl. Platte) |
Bei dieser Aufteilung wird Linux Mint in die Root-Partition linux installiert. Die eigenen Dateien werden später auf der Partition home gespeichert. Diese Aufteilung hat den Vorteil, dass die home-Partition nicht überschrieben werden muss, falls das Betriebssystem auf der linux-Partition zu einem späteren Zeitpunkt neu installiert werden sollte. Die eigenen Dateien sind in diesem Fall also geschützt.
Die Angaben bestätigt man durch Klick auf Hinzufügen. In der Übersicht wird dann die neu zu erstellende Partition angezeigt. Sind alle Partitionen vorbereitet, sollte die Übersicht ungefähr so aussehen:
In dieser Übersicht kann man nun sehr gut sehen, wofür die einzelnen Partitionen verwendet werden. Es existieren nach wie vor die Partitionen der Windows-Installation sowie die beiden Partitionen linux und home für die Linux-Installation.
Den eigentlichen Partitionierungsvorgang startet man dann über die Option Bearbeiten ► Alle Vorgänge ausführen. Hat man eine EFI-Systempartition erstellt, markiert man anschließend diese Partition in der Liste, wählt Partition ► Markierungen bearbeiten und setzt dort das Häkchen für das esp-Flag.
Anschließend kann man GParted beenden, das Live-System wieder herunterfahren und die Installation der Betriebssysteme beginnen.
Weitere Informationen zur Partitionierung: UbuntuUsers-Wiki
Schritt 8: Windows installieren
Um nach der Installation der Betriebssysteme beim Hochfahren des Rechners einen Bootloader
(GRUB 2) zur Verfügung zu haben, der es ermöglicht, zwischen beiden Systemen auswählen zu können, muss man Windows unbedingt vor Linux installieren, da Windows im umgekehrten Fall die Linux-Installation einfach ignorieren und den Bootloader überschreiben würde und man so den Zugang zu der Linux-Installation verliert.
Für die Windows-Installation wählt man als Ziel die zuvor verkleinerte Partition (Laufwerk C:) mit dem Dateisystem NTFS.
Schritt 9: Linux installieren
Nun bootet man wieder das Live-System auf dem USB-Stick, wählt erneut das deutsche Tastaturlayout aus und stellt eine Internetverbindung her.
Auf dem Desktop befindet sich ein Icon mit der Bezeichnung Install Linux Mint. Durch Doppelklick auf dieses Icon wird die eigentliche Installation von Linux Mint auf die Festplatte gestartet. Es öffnet sich das Installationsprogramm mit einer Reihe von Dialogen, in denen diverse Angaben abgefragt werden:
Zunächst bestätigt man die gewünschte Sprache der Installation und klickt auf Weiter.
In diesem Dialog kann man das Tastaturlayout einstellen. Dialog bestätigen mit Klick auf Weiter.
An dieser Stelle kann gewählt werden, ob das Paket mint-meta-codecs installiert werden soll. Dies enthält folgende Pakete mit teilweise proprietären Codecs (siehe beispielsweise libdvdcss): cabextract, gstreamer1.0-libav, gstreamer1.0-plugins-bad, gstreamer1.0-plugins-ugly, gstreamer1.0-vaapi, libavcodec-extra, libdvdcss2, libdvdnav4, libdvdread8, unshield. Dialog bestätigen mit Klick auf Weiter.
Hier werden alle verfügbaren Partitionen für die Installation untersucht, was eine Weile dauern kann.
Unter dem Punkt Festplatte löschen und Linux Mint installieren kann durch Klick auf den Button Erweiterte Funktionen … (im Screenshot hier nicht dargestellt) die Verwendung von LVM oder ZFS als Volumen-Manager (siehe auch hier) sowie optional die Verschlüsselung der Installation ausgewählt werden.
Um die zuvor eingerichteten Partitionen für die Installation zu verwenden, wählt man die Option Etwas Anderes. Dialog bestätigen mit Klick auf Weiter.
Hier werden alle Partitionen angezeigt. An dieser Stelle müssen nun die so genannten Einhängepunkte der Partitionen festgelegt werden. Dazu bearbeitet man nacheinander all die Partitionen, die man für die Installation benötigt: Die Partition in der Liste markieren und auf Ändern … klicken (oder Doppelklick auf den Eintrag), wodurch sich ein weiterer Dialog öffnet:
Dort wählt man nun unter Benutzen als: das gewünschte Dateisystem, wie es bereits bei der Partitionierung gewählt wurde. Partitionen, auf denen sich Daten befinden, die man bewahren möchte, dürfen nicht formatiert werden. Als Einhängepunkt (Einbindungspunkt, mount point) gibt man nun das entsprechende Verzeichnis an (s. folgende Tabelle). Einhängepunkte können auch nach der Installation noch ergänzt oder geändert werden (s. UbuntuUsers-Wiki).
Partition | Benutzen als | Einhängepunkt |
---|---|---|
/dev/sda5 | Ext4-Journaling-Dateisystem | / |
/dev/sda6 | Ext4-Journaling-Dateisystem | /home |
/dev/sda? (nur bei Verwendung von UEFI) | EFI-System-Partition |
Als Zielort für die Installation des Bootloaders GRUB2 sollte im Normalfall das voreingestellte Gerät gewählt werden (z. B. /dev/sda).
Sind alle nötigen Partitionen zugewiesen, Dialog bestätigen mit Klick auf Jetzt installieren.
Als nächstes wählt man die Zeitzone für die Zeit- und Datumseinstellungen der Installation. Dialog bestätigen mit Klick auf Weiter.
In diesem Dialog wird man unter anderem nach dem gewünschten Benutzernamen und dem Passwort gefragt. Diese Daten sollte man sich gut merken (wenn man sie aus Sicherheitsgründen nicht notieren will), da man über sie nach der Installation überhaupt erst den Zugang zum System bekommt. Außerdem werden diese Daten bei einer Reihe von administrativen Vorgängen benötigt.
Durch Klick auf Weiter wird die eigentliche Installation schließlich gestartet, die je nach Leistung des Rechners ca. 10 bis 15 Minuten dauern kann. Falls man von DVD installiert, sollte man während dieses Vorgangs keine anderen Programme verwenden, da ansonsten der Lesekopf des optischen Laufwerks für das Multitasking permanent hin- und herspringen muss, was ihm auf Dauer möglicherweise nicht gut bekommt. Bei der Installation von einem USB-Medium ist das nicht problematisch.
Wenn die Installation abgeschlossen ist, kann man das Live-System wieder herunterfahren. Erscheint dabei die Meldung Please remove the installation media, then press ENTER, sollte man die Eingabe-Taste zuerst drücken und das Installationsmedium erst entfernen, wenn das System komplett heruntergefahren ist, da nach meiner Erfahrung ansonsten die Möglichkeit besteht, dass dieser Vorgang hängenbleibt.
Startet man den Rechner ohne den USB-Stick neu, erscheint der Bootloader GRUB, über den man jetzt zwischen Linux Mint und WIndows wählen kann. Damit wäre die Installation abgeschlossen. Herzlichen Glückwunsch!
Übrigens: Falls man später ein weiteres Betriebssystem installiert hat und dadurch das GRUB-Menü durcheinander geraten ist, kann man die Reihenfolge wieder korrigieren, indem man von der Haupt-Installation aus folgende Befehle im Terminal ausführt:
sudo update-grub && sudo grub-install /dev/sda
Schritt 10: Abschluss
Als nächstes wird man nun seine alten Dateien wieder zurück auf die Festplatte kopieren, weitere Software installieren und die Feineinstellung des Betriebssystems vornehmen. Was ich selbst als erstes nach einer frischen Mint-Installation vornehme, wird auf der folgenden Seite beschrieben.
Eigene Dateien von Windows-Partition permanent einbinden
Möchte man von Linux aus dauerhaften Zugriff auf den Ordner Eigene Dateien der Windows-Installation haben, so kann man auf diesen Ordner eine symbolische Verknüpfung (Symlink) anlegen. Dazu muss die Partition der Windows-Installation dauerhaft im Linux-Dateisystem eingebunden (gemountet) sein.
Zunächst öffnet man unter Linux über ► Einstellungen ► Laufwerke die Laufwerksverwaltung.
Im linken Bereich der Oberfläche wählt man dann die betreffende Festplatte, und im rechten Bereich markiert man die Partition der Windows-Installation (hier: Partition 4 /dev/sda4 mit NTFS Dateisystem) und mountet diese durch Klick auf den -Button (sollte der -Button angezeigt werden, ist die Partition bereits eingehängt). Dann klickt man auf den Button mit dem Zahnräder-Symbol und wählt dort Einhängeoptionen bearbeiten ….
Hier muss lediglich der Schalter Vorgaben der Benutzersitzung auf (aus) geschaltet werden und die Option Beim Systemstart einhängen aktiviert sein. Von Bedeutung ist hier außerdem der Einhängepunkt der Windows-Partition im Dateisystem von Linux (in diesem Beispiel: /mnt/AC50D02E50D000CE).
Schließlich legt man im Terminal mit folgendem Befehl die symbolische Verknüpfung zum Ordner Eigene Dateien an (dazu muss die Windows-Partition gemountet sein), wobei der Einhängepunkt sowie die Benutzernamen der Windows- und Linux-Installation anzupassen sind:
ln -s "/mnt/AC50D02E50D000CE/Users/WINDOWSBENUTZER/Eigene Dateien" "/home/LINUXBENUTZER/Windows-Partition"
Daraufhin findet man im Benutzerordner der Linux-Installation einen Ordner Windows-Partition, über den man nun Zugriff auf den Ordner Eigene Dateien der Windows-Installation besitzt.